Wenn man den 1. Trompeter und Pressechef des Musikvereins 1929 Ketsch fragt, wie es sich denn jetzt im Lockdown so anfühle, kann Alexander Schulz nur lächeln: „Die Formulierung passt nicht ganz, denn als Musikverein haben wir nicht erst jetzt den Lockdown. Vielmehr ist es so, dass wir als Musikverein und Blasorchester aus dem ersten Frühjahrs-Lockdown überhaupt nicht mehr heraus gekommen sind. Als das normale Leben dann wieder los ging und auch der Schulbetrieb wieder startete, waren Proben und Auftritte noch immer untersagt. Im Sommer wurden Proben erst in Kleinstgruppen und später dann auch in Registerstärke wieder möglich, mehr aber nicht. Tatsächlich haben wir schon seit Anfang März keine reguläre Orchesterprobe mehr durchführen können. – Und aktuell sind auch bereits seit den ersten verschärften Corona-Beschränkungen Anfang November Orchesterproben wieder generell vollständig untersagt. Insoweit ändert sich für uns durch die neuen Lockdown-Regelungen bis zum 10. Januar 2021 überhaupt nichts!“ Dabei kann Schulz, selbst gelernter Einzelhandelskaufmann, die Einschränkungen durchaus gut nachvollziehen: „Es geht ja um die Gesundheit aller. Und wenn die professionellen Kulturschaffenden, Freizeiteinrichtungen, die Gastronomie und jetzt sogar auch wieder weite Teile des Einzelhandels den diversen Beschränkungen unterliegen müssen, dann stehen die Freizeit-Kulturschaffenden selbstverständlich ganz hinten an. Schließlich leben wir nicht davon; für uns ist es nur ein schönes Hobby und ein Ausgleich zum Alltag.“ Aber auch Schulz weiß, dass viele Musikerinnen und Musiker ihr Hobby sehr vermissen; nicht nur die musikalische Aktivität fehlt, sondern vor allem auch der Austausch mit den anderen Musikern und das Gemeinschaftsgefühl bei Proben und Auftritten. „Ein Musikverein, das ist eben wie eine große Familie.“
Chef-Dirigent Patrick Wewel ist froh, dass – wenn auch mit sehr hohem organisatorischen Aufwand – die Kleinstgruppen- und Registerprobemöglichkeiten im Herbst zumindest dazu genutzt werden konnten, das Frühjahrskonzert 2021 programmtechnisch vorzubereiten und allen Musikern die Noten auszugeben. „Die Musiker haben ihre Noten, wissen ungefähr, wie es klingen soll und können sich mit häuslichen Proben schon einmal vorbereiten. – Vor allem aber haben sie wieder eine Perspektive und ein konkretes Ziel!“, erläutert Wewel, dem es vor allem um die Motivation der Musiker geht: „Die Musiker wollen spielen und am Ende auftreten und ihr Publikum begeistern. Und genau dafür ist das konkrete Ziel so wichtig“, weiß Wewel. Unerheblich ist dabei erst einmal, ob das Konzert dann tatsächlich wie geplant im Frühjahr oder ggf. erst zu einem späteren Termin stattfinden kann.
„2020 war ein ganz außergewöhnliches Jahr, das aufgrund der Pandemie mit großen Herausforderungen für alle verbunden war“, so Schulz. „Aber wir hoffen, dass die Maßnahmen greifen und die Situation in 2021 wieder beherrschbar wird. Dann wird das normale Leben sicher auch langsam wieder zurückkehren können. Für den Musikverein 1929 Ketsch bedeutet das dann die schrittweise Wiederaufnahme der Probetätigkeit und – sobald zulässig und vertretbar – irgendwann auch wieder Auftritte und Konzerte. as